Weihnachtsgeschenk

 

Seit langem brachte mir keiner mehr Mäuse ins Haus. Es gab zwar welche im Garten nebenan aber die beiden Katzenmädel meiner Nachbarin ließen für meine Pelze nichts übrig. Aber mir fehlten diese Geschenke ganz und gar nicht.

Wir hatten schon einige Tage frei und es war Heiligabend. Die Terrassentüre zum Garten stand trotz des Protestes meines Mannes, der fest überzeugt war zu frieren, einen Spalt auf. Mir war nicht kalt und außerdem hing ja auch eine dicke Wolldecke davor. Schließlich wollte meine Bande raus an die frische Luft. Die Türe blieb also offen.

Es gab jede Menge im Haushalt zu tun. Finn kam in die Küche, guckte mich an: Spiel  mit mir!!! Ich drehte die Platte am Herd kleiner und warf einige Male sein Mäuschen, beachtete ihn genügend und Finn trabte wieder davon. Gut, jetzt aber endlich fertig spülen. Tjoffy sprang auf den Küchentisch…was er eigentlich nicht soll aber wen störte es eigentlich außer Menschen, die keine Katzen haben. Tjoffy sandte intensive Blicke: „Gib mir was Leckeres!“ Ich ließ gehorsam das Geschirrhandtuch fallen und kümmerte mich. Es gab wirklich jede Menge an Arbeit, die ich noch erledigen wollte. Baschi fing mich im Schlafzimmer ab. Prrrrrrte kam von ihr  und sie  sprang auf das frisch gemachte Bett. Trampelte hingebungsvoll auf dem Oberbett. Jawohl, ich streichelte sie, beachtete sie genügend  und dann durfte ich weitermachen.

In der Diele sah ich graue Fellteilchen herumfliegen. Komisch, dachte ich, die sehen wirklich seltsam aus. Die Fellteilchen verhielten sich beim Aufkehrversuch wie Federchen. Wer hat sich denn derart geprügelt? Später stellte ich fest, Cheyenne und Baschi  hatten jeder einen dicken Katscher auf ihren Nasen. Mein Mann meinte, die werden sich gegenseitig geärgert haben. Aber gehört habe er auch nichts. Irgendwie beunruhigte mich das Ganze, vor allem diese Mengen an grauen Fellteilen. Dann hatte einer meiner Lieben auf den Teppich gespuckt. Ich wunderte mich wieder. Da waren auch diese grauen Fellteile drin.

Es wollte nicht so recht voran gehen aber andererseits, wir hatten ja Zeit. Irgendwann schliefen alle. Mein Mann teilte mir dies vorwurfsvoll mit und sagte: Wenn denn jetzt endlich die Türe zu wäre …mir ist kalt!! Und ich machte den Versuch, die Terrassentüre zu schließen. Dann stand aber Finn vor mir: „Bitte öffnen.“ Ich gab mit einem leisen Seufzer auf  und schlug meinem Mann vor, die wundeschöne dicke Wolljacke anzuziehen. Sein Blick sagte alles. Nach dem Mittagessen warteten alle vor meiner Couch. Kommst du jetzt endlich mit und den Mittagsschlaf machen und mache ja nicht die Terrassentüre zu!!

Als gut erzogenes Personal ließ ich die Türe auf, drapierte sorgfältig die Wolldecke vor den Spalt, legte mich weiteren brav auf die Couch und deckte mich mit zwei Wolldecken zu. Mit Schwung sprangen drei Kater auf und zwischen meinen Beinen. Gut und gerne 18 Kilo Pelze lagerten auf mir. Dann machten wir endlich Bescherung mit Kaffee und Kuchen.

Wir tauschten unter Aufsicht unserer Pelze die Geschenke aus, Papier flog auf den Boden. Geschenke, kurz ein katzenfreundliches Ambiente. Die Pelze  untersuchten sorgfältig ob wir auch alles ausgepackt hatten oder ob vielleicht noch was Interessantes zu finden ist. Dabei hatte die Bande doch längst ihre “Pakete“ ausgepackt.

Nach dem ganzen Trubel der sich ja hauptsächlich auf dem Boden abspielte, forderte mich Finn auf: So jetzt gehen wir bitte an den Rechner. Vorwurfsvoll schaute er mich an: Du bist schon viel zu spät!!! Auch Cheyenne hatte schon mehrere Versuche gestartet, mich nach oben an den PC zu schaffen. Diesem Druck war ich nicht gewachsen und ging eiligst nach oben, Sobald das Summen der Lüftung erklang, waren alle zufrieden. Finn lag auf dem Rücken, die dicken Pfoten in die Luft gestreckt. Während ich die Tasten bewegte, dachte ich, was für ein schöner friedlicher Tag. Gleich wollte ich mir noch gemütlich einen Film ansehen, während mein Mann Fußball guckte. Was für ein schöne friedlicher Tag! Unten, auf der Couch zog es mir denn doch etwas an den Füßen, und ich wollte mir meine warmen Puschen anziehen. Was tut man nicht altes damit die Pelze zufrieden sind. Ich griff nach meinen Hausschuhen und…sah was ist Das denn? Mir schossen viele Möglichkeiten durch den Kopf: Hatten die einen Spielzeugvogel zermatscht, hatte ich vergessen, gefährliches Spielzeug wegzuräumen?? Ich griff nach dem undefinierbaren Etwas. Kaum hatte ich das Ding in den Händen, rutsche mir ein Entsetzensschrei raus…. uäääwwääähhh…Niiiiiiiiiiiiiiick... was ist das? Ich hatte etwas Vogelartiges hart wie. Daraufhin der Hand was ich auch gleich wieder fallen ließ. Warum lerne ich nie!!! Dass man in unserem Haushalt nichts und gar nichts einfach unbefangen aufhebst? Mein Mann kam mit dem Kehrblech, entsorgte das Geschenk, gab aber eindeutig zu verstehen, ich solle dazu bitte kein Wort mehr sagen!!!

Irgendwann an diesem Tag hatte sich einer meiner Lieben gedacht, ich mache  meiner Freundin auch ein Weihnachtsgeschenk. Einen kleinen Weihnachtsbraten  Wir hatten nichts davon mit bekommen obwohl so ein Fang normalerweise nur mit lautem Getöse vor sich geht. Das "Weihnachtsgeschenk“ muss ganz  leise gebracht worden sein. Als Überraschung!!! So wie das arme Vögelchen aussah, lag es schon seit Stunden auf dem Boden und ich musste mich schütteln bei dem Gedanken wie wir nichts ahnend  Kuchen verspeist hatten, Geschenke ausgepackt. Aber das Schlimmste war wohl, ich hatte es einfach mit den Fingern angefasst. Ich bin nun mal keine Katze.

Aber es sind ganz normale Katzen und die haben nichts mit Heiligabend oder anderen menschlichen Gefühlen am Kragen und mein „Geschenk“  war bestimmt mit viel Liebe gebracht worden.

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