Peewee und der Tellington Touch

Schon die Namensuche gestaltete sich schwierig. Eigentlich heißt er Xenox (vom Oelvebach), daran wollten wir uns aber nicht die Zunge abbrechen. Es wollte uns einfach keine Name einfallen, der passte. Als wir ihn abholten da wollte er nicht mit. Er versteckte sich auf der obersten Etage des Kratzbaumes....nein. .nein. .ich will nicht!! Schon vorher wurden wir mit dem Anruf überrascht: Xenox ist irgendwie "anders"!!  Aber Sammy brauchte unbedingt einen Spielkameraden und so "anders" kann doch ein Norweger gar nicht sein. Schließlich hatten wir ja schon unseren wunderbaren Sammy aus der gleichen Zucht.

Xenox verstand sich gleich  wunderbar mit seinen Mitkatzen. Sammy wurde sein bester Freund unser Hauskater Flori hatte ebenfalls nichts gegen ihn, aber von Menschen wollte er nichts wissen. Wochenlang versuchten wir ihm mit Tommy zu rufen. Keine Reaktion - er antwortete mit piewiii. So gaben wir auf und er gab sich seinen Namen selbst: PEEWEE!! Darauf reagierte er. 

Wir konnten uns ihm nicht nähern, sofort rannte er weg und kriegte den Blick: willst du etwa was von mir?? Es war nicht möglich ihn als Baby zu streicheln, zu schmusen oder ihn auf dem Arm zu nehmen. Nur spielen ging, das aber immer mit einem bestimmten Sicherheitsabstand. Wehe, die Hand näherte sich. Es war zum verzweifeln!! Sobald ein menschliches Wesen sich näherte, wurde Peewee ganz flach und verkroch sich unter der Couch. Einige Monate lang gaben wir unsere Annäherungsversuche auf. Frust und Enttäuschung packte uns. Trainingsversuche wie sich ihm nähern und dabei etwas Leckeres in der Hand zu halten funktionierten nur begrenzt. Mit ihm reden innerhalb seines selbst gewählten Sicherheitsabstandes ging auch... Ganz grauenhaft waren Tierarztbesuche und Flohtropfenvergaben. Wir mussten ihn regelrecht in die Ecke eines Raumes treiben und dann hing er heulend und schreiend in der äußersten Ecke. Nach so einer Aktion hätte ich regelmäßig in Tränen ausbrechen können. Allerdings biss und kratzte er nicht. Er heulte einfach mitleiderregend.

Nachdem es 2 Jahre so ging, hörte ich etwas von homöopathischen Möglichkeiten bzw. Bachblüten. Ich war zu allem bereit!

Es wurde eine Winzigkeit besser. Immerhin konnte ich ihm über den Kopf streicheln und er nahm etwas mehr an unserem Leben teil. Er forderte meinen Mann zum schmusen, aber nur mit einer Hand, in unserem Schlafzimmer auf. Wehe, wenn irgendwas, ein Geräusch, eine schnelle Bewegung, störte. Sofort war Peewee weg!! Es gelang mir einige Male ihn auf dem Arm zu nehmen, für 2-3 Sekunden. Das Körperchen verspannte sich und er hatte die blanke Panik in den Augen. Erneuter Frust und Enttäuschung. Mein Mann, lassen wir ihn. Mit den anderen Katzen ist er glücklich, er hat keine Probleme innerhalb der Gemeinschaft, gib auf. Ich war auch geneigt, aufzugeben. Peewee war jetzt drei Jahre alt und mir fiel auch nichts mehr ein. Ich hatte mit vielen Leute gesprochen, die verschiedensten Ratschläge bekommen aber nur wenig geändert.

Ich hatte nur vor einem Angst;  was ist wenn Peewee krank wird und ich ihm Tabletten oder ähnliches geben muss!! Bis jetzt hat er sich durch eine eiserne Gesundheit ausgezeichnet!! Dann, im August vorigen Jahres sah ich einen Filmbericht über den Tellington Touch. Da wurden unzugängliche oder wilde Tiere nur durch kreisende Bewegungen handzahm!! Ich besorgte mir ein Buch darüber. Las sorgfältig die verschiedenen Übungen und suchte mir die mir passend erscheinende  Kreisbewegung heraus. Der Anfang war schwierig. Unter dem Tisch tastete ich nach Peewee und machte die ersten Kreisbewegungen. Zu meinem Erstaunen hielt er still. Es reichte für 3-4 Kreisbewegungen. Dann machte ich täglich weiter. Erst immer unter dem Tisch und später auch beim Schmusen. Ja, Peewee wollte auf einmal gestreichelt werden....ich staunte. Die Fortschritte waren langsam aber stetig. Peewee begann mit uns zu leben. Er sprach mit mir, forderte mich zum schmusen auf, bettelte um Schinken und rannte nicht mehr fort.

Mittlerweile setzt er sich neben mir aufs Sofa und lässt sich immer häufiger streicheln. Wenn er mich sieht kommt er sehr oft freudig  " mähend " auf mich zu Ich kann, wenn wir zusammen auf dem Boden schmusen beide Arme um ihn legen und er schnurrt!! Und vor einigen Wochen konnte ich ihn unter dem Tisch hervorholen, in die Küche tragen und einige Fellknubbel lösen. Er blieb einfach auf meinen Armen sitzen.  

Peewee ist immer noch sehr vorsichtig schneller als die anderen aus dem Gleichgewicht zu bringen und gelegentlich kommt das Bedürfnis nach Sicherheitsabstand wieder durch. Und ob er jemals auf meine Beine kommt, steht in den Sternen aber die Fortschritte sind enorm. Nach über drei Jahren kann ich Peewee durch knuddeln und ich freue mich über jedes Verhalten was in Richtung "Normalität" geht, auch wenn es Dinge sind, die eigentlich nicht erlaubt sind.

Sammy, Cheyenne und Baschka hatten zunächst Probleme mit der Veränderung Peewees. Eine "neue Konkurrenz" bezüglich meiner Person tat sich auf, aber es regelt sich ein. Die Kreisbewegungen mache ich weiter und ich hoffe, dass noch mehr positive Veränderungen bei Peewee eintreten.

Und vielleicht hilft seine Geschichte auch anderen, die ähnliche Probleme haben.

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